I Can Only Imagine (2018) (2024)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

„Okay, Gott – alles klar!“

Seit dem ungeahnten finanziellen Erfolg der umstrittenen Mel-Gibson-Schöpfung „Die Passion Christi“ (2004) hat eine Vielzahl von sogenannten inspirational movies oder faith-based movies das Licht der Leinwand erblickt. Filme wie „Den Himmel gibt’s echt“ (2014) oder „Himmelskind“ (2016) richten sich in erster Linie an evangelikale Christ_innen und finden ihr Publikum vor allem im „Bibelgürtel“ der USA, in Städten im Süden, Mittleren Westen sowie im ländlichen Kalifornien. Gleichwohl ist die stete Bemühung der Macher_innen erkennbar, möglichst viele Menschen mit ihren Erbauungsgeschichten zu erreichen – etwa durch die Verpflichtung bekannter Gesichter vor der Kamera.

So gelang es bei faith-based-Projekten der vergangenen Jahre, Namen wie Greg Kinnear, Jennifer Garner, Queen Latifah oder Joseph Fiennes zu gewinnen – und für I Can Only Imagine wurde nun mit Dennis Quaid der bis dato vermutlich größte Star für ein Werk dieser Art engagiert. Quaid spielt Arthur Millard – den cholerisch-gewalttätigen und alkoholsüchtigen Vater des Protagonisten Bart. Die Handlung setzt Mitte der 1980er Jahre in Greenville, Texas ein: Bart (Brody Rose) lebt mit seinem Vater und seiner Mutter Adele (Tanya Clarke) auf einer Farm und leidet unter den Ausbrüchen des frustrierten Arthur, der einst seine Football-Ambitionen begraben musste. Als Adele ihren Sohn in ein christliches Sommercamp bringt, hat dieser dort die „beste Woche seines Lebens“ – doch als Bart zurückkehrt, hat seine Mutter die Familie verlassen.

In der Highschool versucht Bart (jetzt von J. Michael Finley verkörpert), in die Footballspieler-Fußstapfen seines Vaters zu treten, muss nach einer Verletzung aber ein neues Wahlfach belegen und landet so im Chor. Durch Zufall entdeckt die Leiterin Mrs. Fincher (Priscilla C. Shirer) sein Gesangstalent und gibt ihm prompt die Hauptrolle in der Schulaufführung des Musicals Oklahoma!. Als es kurz nach dem Highschool-Abschluss zu einem weiteren heftigen Streit zwischen Vater und Sohn kommt, lässt Bart seine Heimat und damit auch seine langjährige Freundin Shannon (Madeline Carroll) hinter sich und wird bald der Frontsänger einer Band. Zwar schafft er es, das Interesse des Musikmanagers Brickell (Trace Adkins) zu wecken – doch alle Verantwortlichen bescheinigen ihm, dass seiner Musik noch etwas fehlt. Bart begreift, dass er sich mit seinem Vater auseinandersetzen muss – und erkennt bei seiner Rückkehr, dass Arthur unheilbar an Krebs erkrankt ist und überraschenderweise zu Gott gefunden hat.

Dass der zugrunde liegende Werdegang von Singer-Songwriter und MercyMe-Frontmann Bart Millard offenbar alle Coming-of-Age-Klischees der Filmgeschichte erfüllt, ist zunächst einmal natürlich weder Millards Schuld noch die des Regie-Duos Andrew und Jon Erwin, die I Can Only Imagine als The Erwin Brothers realisierten. Dass das Drehbuch, das Jon Erwin gemeinsam mit Brent McCorkle verfasste, allerdings einzig aus Phrasen besteht, darf man dann doch bemängeln. Wenn der verbitterte Arthur seinem sensiblen Sohn einschärft, dass Träume einen nur abhalten, weil sich mit ihnen keine Rechnungen bezahlen lassen, ist das nicht nur eine unfreiwillig komische Ansammlung von Anti-Kalendersprüchen – es ist obendrein auch von allen Beteiligten (leider insbesondere von Quaid) extrem schlecht gespielt.

So geht es bedauerlicherweise immer weiter: Wenn die kleine Shannon (Taegen Burns) dem kleinen Bart im christlichen Camp erklärt, dass sie davon überzeugt ist, dass sie und er eines Tages heiraten werden, oder wenn die Chorleiterin dem jugendlichen Bart feierlich verkündet „Du hast eine Gabe, Bart!“, möchte man der Kitschflut rasch enteilen. Und wenn Bart eine (vermeintlich) göttliche Eingebung mit den Worten „Okay, Gott – alles klar!“ kommentiert, muss man lachen, um nicht vor Fremdscham dahinzugehen. Dass sich das Skript zuweilen an Selbstironie versucht, wenn dem Highschool-Schüler Bart zum Beispiel gesagt wird, er sehe wie 35 aus, macht die Sache wirklich nicht besser – denn auf eigene Schwächen (wie in diesem Fall die Besetzung des deutlich zu alt wirkenden J. Michael Finley) hinzuweisen, ohne das Geringste dagegen zu unternehmen, ist weder clever noch witzig.

Hinzu kommen furchtbare Regie-Einfälle – etwa wenn der mittlerweile verstorbene Arthur seinem auf der Bühne singenden Sohn als Zuschauer in einem strahlend weißen Hemd stolz zunickt. Fragwürdig ist auch die dramaturgische und inszenatorische Feigheit des Films: Barts Mutter ist plötzlich verschwunden; mit ihrer Motivation möchten sich The Erwin Brothers dann aber lieber nicht befassen. Vor dem Abspann erfahren wir durch eine Texttafel, dass sich Bart und Adele inzwischen wieder angenähert haben und Adele nun „sein größter Fan“ ist.

Ebenfalls in einer Texttafel verbirgt sich die Information, dass Barts Band im letzten Jahr „für den Präsidenten, den Vizepräsidenten, Mitglieder des Hauses und Kongresses und führende Regierungschefs der Welt“ beim National Prayer Breakfast aufgetreten ist. So versteht man spätestens an diesem Punkt, an dem einem die Live-Performance vor Donald Trump und Mike Pence als ultimativer Beweis für den künstlerischen Durchbruch präsentiert wird, weshalb die Sichtung dieses Werks durchweg unangenehm anmutet: I Can Only Imagine ist nicht einfach nur ein schlecht gemachter Film, den man amüsiert oder schulterzuckend abtun kann; er hat in seinen Du-kannst-es-schaffen-Botschaften und in seiner Erzählung von einem jungen Mann, der seinem brutalen Vater alles vergibt und ihn als seinen „besten Freund“ erkennt, nachdem dieser sich zu Gott bekannt hat, etwas zutiefst Manipulatives. Kitsch kann harmlos sein, kann manchmal sogar prächtig unterhalten – hin und wieder ist er aber auch getarnte Propaganda.

Der junge Bart Millard wohnt mit seinen Eltern auf dem Land. Sein Vater Arthur ist gewalttätig und als seine Mutter die Familie eines Tages verlässt, bleibt Bart alleine bei seinem Vater zurück. Nach einem schweren Unfall beim Football muss sich Bart ein neues Wahlfach aussuchen und landet so im Chorunterricht. Dort erkennt die Lehrerin Barts Talent und fördert ihn. Nach dem Schulabschluss tingelt Bart mit seiner Band durch die Lande. Doch erst als er sich seiner Vergangenheit stellt, gelingt es ihm, sein ganzes Herzblut in das Lied „I Can Only Imagine“ zu stecken. Der Song wird ein Welterfolg und Bart erreicht mit seiner Band MercyMe ein Millionenpublikum…

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